Texter, Journalist und Autor Jürgen Bräunlein

Selbstbefragung

Warum schreiben Sie?

Weil ich nichts anderes kann. Außerdem gibt es in meiner Familie weit und breit niemanden, der schreibt. Diese Nische galt es zu besetzen. Ich fand das clever.

Warum sind Sie Journalist geworden?

Ich glaube aus Neugierde, weil ich Menschen gerne ausfrage.

Warum das denn?

Weil das Leben anderer aufregender ist als meines.

Was reizt Sie am Texten?

Innerhalb der Rahmenbedingungen, die der Kunde vorgibt, alle Sprachregister zu ziehen, die mir zur Verfügung stehen. Das Ringen um Anschaulichkeit, das Streben nach der besten Formulierung.

Warum schreiben Sie auch noch Bücher?

Weil ich mich gerne festbeiße – auch an Themen. In der Hektik des journalistischen Alltags muss man Texte ja schon abliefern, bevor man sie überhaupt geschrieben hat.

Könnten Sie sich einen anderen Beruf vorstellen?

Nach dem Abitur redete man mir ein, ich sollte Fliesenleger werden oder Jura studieren. Ich träumte kurz von einer Karriere als Scheidungsanwalt, aber ich glaube, das Studium wäre zu trocken gewesen.

Wovor haben Sie Angst?

Es klingt etwas peinlich, aber ich glaube vor dem Sterben.

Was ist Ihnen sonst noch peinlich?

Wenn ich aus plötzlicher Euphorie auf andere Leute zustürme, und sie weichen zurück.

Kommt das oft vor?

Nicht mehr so oft. Ich bekam das Problem schreibtherapeutisch in den Griff.

Lieben Sie Ihren Hund?

Diese Frage kommt mir etwas unnatürlich vor. Ich kann ihn sehr gut leiden. Fast so gut wie meinen Partner.

Was mögen Sie an dem?

Seine Haare und seine Skulpturen, vor allem aber, dass er in vielem ganz anders ist als ich.

Sie wären also gerne anders – na, wie denn?

Ich hätte gern bessere Nerven und wäre geduldig wie Stein. Leider ist das Gegenteil der Fall.

Wie viel Glück im Leben ist erträglich?

Ich hoffe, ich habe mein Pensum noch nicht überschritten.

Was sollen uns die vielen Bücher auf Ihrer Homepage sagen?

Dass ich Alphabet bin und gern in Bewegung, selbst wenn man mich fotografiert. Ich finde es auch schön, mit Büchern zu spielen. Gerade jetzt. Man muss die Dinge preisen, die gerade am Verschwinden sind.

Jürgen Bräunlein